Klimaschutzkonzept Karlsruhe 2030
Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts für Karlsruhe
Thema | Natur und Umwelt |
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Zeitraum | 29.11.2019 bis 28.04.20 |
Zielgruppe | alle Einwohnerinnen und Einwohner |
Stadtteil | stadtweit |
Ziele erfordern Taten: der Maßnahmenkatalog für 2030
Die Stadt Karlsruhe verfolgt als langfristiges Ziel, bis 2050 im Stadtgebiet klimaneutral zu sein. Die Stadtverwaltung selbst strebt aufgrund ihrer Vorbildfunktion die Klimaneutralität bereits für 2040 an.
Mit dem Entwurf des Klimaschutzkonzepts 2030 liegt dazu jetzt ein Handlungskatalog für das kommende Jahrzehnt vor, das zum Erreichen der Karlsruher Klimaschutzziele entscheidend sein wird.
Die Staatengemeinschaft hatte 2015 in Paris vereinbart, die weltweite Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen. Damit soll erreicht werden, dass es nicht zu unabsehbaren und unumkehrbaren Folgen für Mensch und Natur kommt.
Das Klimaschutzkonzept 2030 der Stadt ist der Karlsruher Beitrag zum Abkommen von Paris. Ziel ist, die Treibhausgasemissionen – in erster Linie CO2 – bis 2030 um mindestens 58% gegenüber 2010 zu reduzieren. Mit dem heutigen Wissen und der heutigen Technik ist dieser Weg möglich, auch wenn dazu immense Anstrengungen und Veränderungen notwendig sind. Im Vordergrund steht dabei der Abschied von allen fossilen Energieträgern, die unser Leben beim Reisen, beim Heizen oder beim Konsum noch weitgehend bestimmen. Dieser Transformationsprozess erfordert Entschlossenheit und Mut von allen Gruppen in der Gesellschaft: von Politik und Verwaltung, von der Wirtschaft und von jeder und jedem Einzelnen.
Sie gestalten die klimafreundliche Zukunft in Karlsruhe mit!
Zahlreiche Expertinnen und Experten haben mit der Stadtverwaltung rund 75 Maßnahmen in fünf Schwerpunktbereichen erarbeitet. Diese konnten von den Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen des Online-Bürgerbeteiligungsprozesses vom 29. November 2019 bis zum 26. Januar 2020 kommentiert, ergänzt oder bewertet werden. Ich danke Ihnen für Ihre rege Teilnahme an der Diskussion über das Klimaschutzkonzept 2030.
Alle Kommentare und Bewertungen wurden sorgfältig gesichtet und sind in die weitere Bearbeitung des Konzepts eingeflossen. Am 28. April 2020 hat der Gemeinderat das Klimaschutzkonzept 2030 mit großer Mehrheit beschlossen.
Über das Beteiligungsportal besteht weiterhin die Möglichkeit, sich über die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zu informieren sowie alle Einzelmaßnahmen des Konzeptes inklusive der eingebrachten Beiträge und Kommentare nachzulesen.
Nun kommt es darauf an, das Konzept gemeinsam und konsequent in den nächsten 10 Jahren umzusetzen!
Ihre Bettina Lisbach
Entwicklung Klimaschutzkonzept und Beteiligungsmöglichkeiten
Die fünf Handlungsfelder des Konzepts
A – Wärme und Strom
Langfristig muss die Wärmeversorgung in Karlsruhe C02-neutral erfolgen. Um dieses Ziel erreichen zu können, muss eine abgestimmte Strategie für den Umbau der Wärmeversorgung von fossilen zu erneuerbaren Energien entwickelt und umgesetzt werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Energiewende. Die Karlsruher Klimaziele können nur erreicht werden, wenn insbesondere die Photovoltaik weiter ausgebaut wird.
B – Bauen und Sanieren
Auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt ist die energetische Modernisierung des Gebäudebestands ein wesentlicher Beitrag zur Verringerung der Treibhausgasemissionen. Der Energieverbrauch in den Gebäuden muss reduziert werden und es muss ein Umstieg auf klimafreundliche erneuerbare Engerien erfolgen. Dafür ist eine höhere Sanierungsbereitschaft sowie der Einsatz klimafreundlicher Baustoffe beim Aus- oder Umbau notwendig. Zudem muss Wohnraum effektiver genutzt werden. Neubauvorhaben müssen von Anfang an klimaneutral geplant und errichtet werden. Die Stadt Karlsruhe unterstützt die Beteiligten durch Information, Beratung und Förderung.
C - Wirtschaft
Gewerbe, Dienstleistung und Industrie sind die wirtschaftlichen Grundpfeiler der Stadt. Die Stadt möchte gemeinsam mit den Akteuren der freien Wirtschaft eine langfristige Strategie entwickeln, wie die Unternehmen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Die Unternehmen profitieren davon langfristig, indem sie aufgrund der niedrigeren Energiekosten wirtschaftlicher agieren können. Ziel ist es, die Unternehmen zu Energieeffizienzmaßnahmen zu motivieren und sie auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen.
D - Mobilität
In der Stadt Karlsruhe werden bereits viele Wege zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV zurückgelegt. Trotzdem steigen die C02-Emissionen, denn die Bevölkerung und die zurückgelegten Wegelängen wachsen. Eine echte Verkehrswende wird es nur mit mutigen Maßnahmen geben, die das Mobilitätsverhalten adressieren, das noch stark vom PKW geprägt ist. Neben der Energiewende ist deshalb auch eine kluge Verkehrswende erforderlich.
E- Übergreifendes
Die Stadt Karlsruhe geht ihre Möglichkeiten zur Vermeidung von CO2-Emissionen aktiv an und setzt sich mit dem neuen Klimaschutzkonzept ehrgeizige Ziele. Um diese Ziele auch für die Gesamtstadt zu erreichen, müssen jedoch alle Teile der Gesellschaft ihren Beitrag leisten. Die Stadt motiviert und bietet Anreize für besonders engagierte Klimaschutzmaßnahmen. Sie nutzt ihre Kontakte, um von anderen Städten zu lernen und eigene gute Beispiele bekannt zu machen.
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Handlungsfeld A - Wärme und Strom
- A2.3 Großwärmepumpe zur Optimierung des Fernwärmenetzes
- A2.4 Nutzung der Tiefengeothermie
- A3.1 Nahwärmesysteme und dezentrale Wärmespeicher
- A3.2 Steigerung der Versorgung mit privater Wärmepumpe
- A3.3 Konsequentere Ausnutzung bestehender Biomasse-Potenziale
- A3.4 Wärmenutzung Abwasser
- A3.5 Abwärme aus der Industrie
- A3.6 Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung
Maßnahmenpaket A4: Solarenergie
Energiegewinnung aus Wind und Wasser spielt im Stadtgebiet Karlsruhe eine untergeordnete Rolle. Die Sonne kann jedoch direkt und in großem Maßstab als erneuerbare Energiequelle genutzt werden: theoretisch könnte mehr als die Hälfte des derzeitigen Strombedarfs in Karlsruhe über Photovoltaik abgedeckt werden, wenn die geeigneten Dächer mit Anlagen ausgestattet werden. Mit einem deutlich ausgeweiteten Beratungsangebot sowie Kooperationen mit maßgeblichen Akteuren wird der Ausbau mit Photovoltaik und Solarthermie vorangebracht.
6 Einzelmaßnahmen:
- A4.1 Photovoltaik-Beratungsoffensive
- A4.2 Ausbau unterstützender Dienstleistungsangebote
- A4.3 Realisierung weiterer Solarparks und Strom-Communities
- A4.4 Gezielter Ausbau von Photovoltaik auf gewerblichen Dachflächen
- A4.5 Ausrollung von Mieterstromprojekten mit der Wohnungswirtschaft
- A4.6 Solarthermienutzung
Ihre Rückmeldung zu den Maßnahmen im Handlungsfeld Wärme und Strom
Für mich fehlen in diesem Kapitel allgemein zwei sehr wichtige Punkt: 1. Der Ausbau von Speichermöglichkeiten und 2. eine Ausbildungsoffensive oder ähnliches für Handwerksberufe, die letztendlich den Umbau vollziehen.
Zu A.1.1:
Im Energieleitplan muss Klarheit darüber herrschen, dass die zukünftigen
Energiequellen damit vereinbar sind, dass ganz Karlsruhe bis 2030 klimaneutral
wird und sein CO2-Budget für 1,5°C Erwärmung einhält. Deshalb müssen klare
Vorgaben herrschen, dass zukünftig nur noch erneuerbare Energieträger
verwendet werden dürfen bzw. solche die bis 2030 klimaneutral substituiert oder
betrieben werden können.
Zu A.1.2:
Ich halte eine klimaneutrale Stadt Karlsruhe bis 2030 für den dringend
notwendigen Weg unsere Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen
einzuhalten. Deshalb fordern ich die Stadt auf, einen Transformationspfad zu
entwickeln, der bis 2030 eine weitgehend autarke, erneuerbare
Energie(wärme)versorgung der Stadt ermöglicht.
Zu A1.3.:
Die nachhaltigkeitsorientierte Produktgestaltung muss deutlich ambitionierter
ausfallen. Nicht nur, dass die Stadtwerke mit "NaturStrom" ein 100% Wasserkraft
Produkt verkaufen, obwohl sie nicht genug Strom aus Wasserkraft gewinnen (dies
läuft wahrscheinlich über Zertifikatehandel!), sondern auch der Anteil von
erneuerbarem Gas von 10% im sog. "NaturGas Plus" Produkt sollte über die
nächsten 10 Jahre z.B. mit Hilfe des Karlsruher Bioabfalls und/oder mit Hilfe von
Power-to-Gas-Technologien ausgebaut werden.
Zu A2.1.:
Leider handelt dieses Kapitel fast ausschließlich von Fernwärme und nicht von
Tiefengeothermie - die Tiefengeothermie wird nur erwähnt um zu erklären,
warum die Stadtwerke vor 2030 keine Wärme aus dieser Quelle in ihr Netz
einspeisen wollen.
Ich halte diesen Ansatz grundsätzlich für falsch: Ein weiterer Ausbau und eine
Verdichtung des Fernwärmenetzes (A2.1) ist hauptsächlich dann erstrebenswert,
wenn es Karlsruhe in den kommenden 10 Jahren auch gelingt die Fernwärme zu
defossilisieren.
Insbesondere in Anbetracht der in A2.4 sogar erwähnten kritischen
Wirtschaftlichkeit von rein Strom produzierenden Geothermie-Anlagen, sollte die
Stadt alles daran setzen diese Zukunftstechnologie (vor allem für die
Wärmeerzeugung) im Stadtgebiet im großen Maßstab voranzutreiben, um dann
längerfristig auch von der fossilen MiRO-Abwärme unabhängig zu werden.
Zu 3.1.:
Eine Beschleunigung bzw. Parallelisierung des Verfahrens ist notwendig, um bis
2030 die meisten Quartiere an ein Nahwärmesystem mit erneuerbaren
Energieträgern anzuschließen. Hier ist mir nicht klar, wieso nicht auf Basis der
vielen Erfahrungswerte, die bereits mit Nahwärmenetzen vorliegen, bereits weitere
Projekte geplant werden. Der erwähnte Anschlusszwang sollte durchgesetzt
werden, wo irgend möglich. Autarke Nahwärmenetze mit lokaler Power-to-Gas
Erzeugung könnten in Betracht gezogen werden.
Zu A 3.2.:
Die Förderung in der Nische, die weder Fernwärme noch Nahwärme beziehen
kann, ist wichtig. Die Maßnahmen wirken vielseitig und sinnvoll, sofern sie in
ausreichendem Umfang umgesetzt werden.
Zu A 3.3.:
Ich würde eine konsequente Ausnutzung der Biomasse-Potenziale sehr
begrüßen. Insbesondere die Herstellung von Biogas und/oder Biokohle aus den
organischen Abfällen sowie vorhandenem Klärschlamm aus dem Raum Karlsruhe
würde sich hier anbieten.
Zu A 3.6.:
Auch hier könnte der Ausbau eines Contracting Geschäfts eine Lösung sein. Mit
dem Ausbau muss auch die Planung von Power-to-Gas Anlagen voran gehen, um
eine spätere Umstellung auf synthetisches Gas sicherstellen zu können. Alternativ
sollten auch autarke Lösungen in Betracht gezogen werden, die lokal Strom,
Wärme und synthetisches Gas produzieren.
A 4.1.:
Das Ziel der Stadt, ist es bis 2030 auf 10% der geeigneten Dachflächen PV zu
installieren - hier wurde im Konzept wohl eine Null vergessen: Wir brauchen 100%!
Weitere Phasen ansehen
Gemeinderatsbeschluss am 28. April 2020
Fazit und Bericht Bürgerbeteiligung
Insgesamt wurden über 1.400 inhaltliche Rückmeldungen sowie 519 ausgefüllte Bewertungen der Einzelmaßnahmen abgegeben. Vom Einzelstichwort über ausführliche Texte bis hin zu mehrseitigen Workshopergebnissen war alles dabei. Alle Rückmeldungen wurden gesichtet, sortiert und zusammengefasst und anschließend in der städtischen Projektgruppe besprochen. Über 50 Maßnahmen wurden daraufhin ergänzt und werden in dieser überarbeiteten Form dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt.
Einige Vorschläge kamen zum Themenbereich Grünflächen / Begrünung. Dieser ist jedoch nicht Bestandteil des Klimaschutzkonzepts, das die Minderung der Treibhausgasemissionen zum Ziel hat. Diese gehen jedoch in die Überarbeitung der Klimaanpassungsstrategie ein.
Die meisten Rückmeldungen gingen zum Themenfeld Mobilität ein (37 %), die wenigsten zur Wirtschaft mit rund 6 %. Auch bei den als wichtig oder sehr wichtig bewerteten Einzelmaßnahmen ist das Thema Verkehr vorne.
Die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur hat die wichtigsten Ergebnisse der Bürgerbeteiligung in einem kompakten Bericht zusammengestellt, der hier zur Verfügung steht.
Dokumentation des Klimaforums am 29. November 2019
Lesen Sie hier die Nachberichterstattung zum Klimaforum in der Stadtzeitung.